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        JAHRESTAGUNG DER DTTG 1998   3. - 5. September 1998, Greifswald  Berichte der DTTG e.V. - Band 6

 

Ergebnisse eines Methodenvergleiches (Ringversuches) zur quantitativen Tonmineralanalyse

Franz Ottner1, Susanne Gier2 & Bernd Schwaighofer1
1 Institut für Angewandte Geologie, Universität für Bodenkultur Wien, Peter Jordan Straße 70, A-1190
2 Institut für Petrologie, Universität Wien, Geozentrum, Althanstraße 14, A-1090 Wien



GLIEDERUNG
     Zusammenfassung      3. Ausblick
     1. Einleitung und Problemstellung      Literatur
     2. Ergebnisse  

 
ABBILDUNGEN & TABELLEN
Abb. 1Abb. 1. Ergebnisse der Probe Hennersdorf < 2µm, nach drei Standardmethoden ausgewertet Tab. 1Tab. 1. Analysenmethoden der Teilnehmer Tab. 2Tab. 2. Mineralogische Zusammensetzung “Hennersdorf” (Angaben in Masse-%).
Tab. 3Tab. 3. Mineralogische Zusammensetzung “Freydegg”(Angaben in Masse-%) Tab. 4Tab. 4.  Mineralogische Zusammensetzung der < 2 µm Fraktion “Hennersdorf” (Angaben in Masse-%) Tab. 5Tab. 5. Mineralogische Zusammensetzung der < 2 µm Fraktion “Freydegg” (Angaben in Masse-%)
Tab. 6Tab. 6. Ton Hennersdorf < 2µm, nach unterschiedlichen Methoden quantifiziert (Angaben in Masse%)

 

Zusammenfassung

In einem Methodenvergleichsversuch wurden zwei Tonproben unterschiedlicher Zusammensetzung von 15 Labors untersucht. Dabei wurden von den Teilnehmern verschiedene Methoden der Vorbehandlung, Präparation, Messung und Auswertung angewendet. Vorläufige Ergebnisse wurden bei der Tagung der DTTG in Trier präsentiert (Ottner et al.1997).

Trotz der Vielfältigkeit der verwendeten Analysenmethoden gab es bei den Begleitmineralen Quarz, Kalzit und Dolomit eine gute Übereinstimmung der quantitativen Ergebnisse. Dagegen gab es bei der Bestimmung der Tonminerale wesentlich stärker divergierende Resultate. Bereits die qualitative Ansprache der Tonminerale war nicht einheitlich, wodurch die quantitativen Daten einer ziemlich starken Streuung unterlagen; insbesondere erwies sich die Analyse der Probe Freydegg als sehr schwierig.

Weiterhin wurden die Auswertemethoden der verschiedenen Teilnehmer dahingehend überprüft, ob ähnliche Methoden besser vergleichbare Ergebnisse lieferten. Zusätzlich wurden die Diffraktogramme von den Autoren mit international gebräuchlichen Standardmethoden ausgewertet und deren Ergebnisse evaluiert.

In einer nächsten Phase sollen die Ergebnisse des Methodenvergleichsversuches in einen Ringversuch mit genau definierten Rahmenbedingungen überleiten. Diese werden bei der Tagung der DTTG in Greifswald vorgestellt.

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1. Einleitung und Problemstellung

Zwei Tonproben unterschiedlicher Zusammensetzung “Hennersdorf”, ein karbonathaltiger Ton des Pannons aus dem Wiener Becken und “Freydegg”, ein karbonatfreier quartärer Deckenlehm der niederösterreichischen Molassezone wurden für einen Methodenvergleichsversuch an 30 Labors verschickt, von 15 Labors sind Ergebnisse eingetroffen. Folgende Labors und Institutionen waren an den Untersuchungen beteiligt: Zur Wahrung der Anonymität werden als Bezeichnung für die teilnehmenden Labors in den folgenden Tabellen laufende Nummern verwendet. Von den Teilnehmern wurden verschiedene Methoden der Vorbehandlung, Präparation, Messung und Auswertung angewendet. Von einigen Teilnehmern liegen auch mehrere, nach unterschiedlichen Methoden erhaltene Ergebnisse vor. Eines der Hauptprobleme der Vergleichbarkeit von quantitativen Tonmineralanalysen ist die Anwendung unterschiedlicher Analysenstrategien wie z. B. Vorbehandlung, Probenpräparation, Meß- und Auswerteverfahren. Thorez (1987) berichtet über Ergebnisse eines Ringversuches (1981-1987), in dem unterschiedliche Vorbehandlungs- und Präparationstechniken angewendet wurden, quantitative Vergleiche wurden jedoch nicht angestellt. Störr (1997) führte eine Ringanalyse an keramischen Rohstoffen durch, bei der u.a. auch quantitative Tonmineralanalysen erstellt wurden. Obwohl die dabei verwendeten Referenzproben ein eingeschränktes Tonmineralspektrum aufwiesen, kam es zu erheblichen Abweichungen sowohl bei den qualitativen als auch quantitativen Ergebnissen. Das Ziel dieses Vergleichsversuches sollte ein Kennenlernen der Methoden der einzelnen Arbeitsgruppen sein, sowie der Vergleich der jeweils damit erhaltenen quantitativen Resultate.

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2. Ergebnisse

2.1 Analysenmethoden der Teilnehmer (Tab. 1)
Die meisten Teilnehmer führten vor Beginn der Analyse eine Vorbehandlung der Proben mit unterschiedlichen Reagenzien durch, wie zum Beispiel Wasserstoffperoxid, EDTA und Essigsäure-Acetatpuffer.

Röntgendiffraktometrische Untersuchungen zur quantitativen Tonmineralanalyse wurden entweder ausschließlich an der Gesamtprobe durchgeführt, oder aus einer Kombination von Gesamtprobe und einer Feinfraktion (meistens < 2 µm), oder nur an der < 2 µm Fraktion. Dadurch konnten die Ergebnisse nicht direkt miteinander verglichen werden (Tab. 2-5).

In den meisten Labors wurde die Tonfraktion nach Ionenumbelegung und Quell- und Kontraktionsversuchen untersucht. Zwei Labors werteten die Ergebnisse der Gesamtprobe mittels Rietveld-Methode aus.

Zusätzlich zur Röntgendiffraktometrie wurden von 6 Labors Röntgenfluoreszenzuntersuchungen durchgeführt. Weitere Methoden wie FTIR, DTA/TG, gasvolumetrische Karbonatbestimmung, Kationenaustauschkapazität, und Wasseraufnahme nach Enslin wurden vereinzelt angewendet (Tab. 1).

Die Methodenbeschreibungen und die Untersuchungsergebnisse wurden von den Teilnehmern in Berichten von sehr unterschiedlichem Umfang (1-18 Seiten) dargestellt.
 


 
Tab. 1 Tab. 1: Analysenmethoden der Teilnehmer
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2.2 Qualitative Auswertung
Die Proben sind laut Angaben der Teilnehmer folgendermaßen zusammengesetzt:
Hennersdorf:
Quarz, Plagioklas, Kalifeldspat, Glimmer/Illit, Calcit, Dolomit, Pyrit, Gips, Anatas, Smektit, Kaolinit und Chlorit.
Freydegg:
Quarz, Plagioklas, Kalifeldspat, Goethit, Glimmer/Illit, Anatas, Smektit, Vermikulit, div. Mixed Layer Minerale, Kaolinit und Chlorit.
Die Identifikation der Begleitminerale (Quarz, Feldspat, Calcit,...) stimmte bei allen Teilnehmern gut überein, bei den Tonmineralen und Akzessorien gab es differierende Resultate. Pyrit, Gips, Goethit wurden von einigen, aber nicht von allen, Anatas dagegen nur von einem einzigen Teilnehmer ausgewiesen.
2.3. Quantitative Auswertung
In Tab. 2-5 sind die quantitativen Ergebnisse der teilnehmenden Labors dargestellt. Zur besseren Vergleichbarkeit wurden kleinere Vereinheitlichungen, wie z. B. die Zusammenfassung von Plagioklas und Kalifeldspat zu Feldspat, vorgenommen.

In Tab. 2 und 3 sind die Analysenergebnisse der Gesamtproben Hennersdorf und Freydegg aufgelistet, in Tab. 4 und 5 die der < 2 µm Fraktionen. Am Ende jeder Spalte sind statistische Parameter wie Mittelwert, Standardabweichung und Median der Daten angeführt.

Nach Moore & Reynolds (1997) kann man eine quantitative Phasenanalyse als gut bezeichnen, wenn der analysierte Wert für Hauptkomponenten (Anteil > 20 %) nicht mehr als ± 10 % und für geringer konzentrierte Komponenten nicht mehr als ± 20 % vom tatsächlichen Wert abweicht. Da bei den Proben Hennersdorf und Freydegg keine exakte Zusammensetzung bekannt ist, wird als vorläufiger “Referenzwert” (Ersatz für den tatsächlichen Wert) für die einzelnen Minerale der Median der Quantifizierungen der 15 Teil-nehmer angenommen; “Ausreißer” wurden nicht eliminiert. Der Median wurde für die statistische Bearbeitung dem Mittelwert vorgezogen, weil er für sehr inhomogene Daten bessere Ergebnisse liefert. In den Tabellen sind diese Toleranzen als obere- und untere Grenze ausgewiesen.

Nach dieser Bewertung liegen die Komponenten Calcit und Dolomit aber auch Quarz und Feldspat mit einer hohen Trefferanzahl innerhalb dieser Grenzen (in Tab. 2-5 in Kursivschrift und Fettdruck), bei den Mineralen Smektit, Illit, Kaolinit und Chlorit ist die Streuung der Werte sehr groß, deshalb liegen nur wenige Werte innerhalb der festgesetzten Grenzen von ± 10 % bis ± 20 %.

Bei der Auswertung der Daten konnte keine signifikante Abhängigkeit der Resultate von der angewendeten Methode festgestellt werden.
 


 
Tab. 2 Tab. 2: Mineralogische Zusammensetzung “Hennersdorf” (Angaben in Masse-%).
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Tab. 3 Tab. 3: Mineralogische Zusammensetzung “Freydegg”(Angaben in Masse-%)
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Tab. 4 Tab. 4: Mineralogische Zusammensetzung der < 2 µm Fraktion “Hennersdorf” (Angaben in Masse-%)
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Tab. 5 Tab. 5: Mineralogische Zusammensetzung der < 2 µm Fraktion “Freydegg” (Angaben in Masse-%)
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2.4. Auswertung nach Standardmethoden
Um den Einfluß der eigentlichen Quantifizierungsmethode der Tonminerale auf das Ergebnis überprüfen zu können, wurde die Probe Hennersdorf < 2 µm von den Autoren nach drei bekannten unterschiedlichen Quantifizierungsmethoden ausgewertet. Es wurden dabei alle präparativen Einflüsse von Vorbehandlung, Aufbereitung und Messung eliminiert, weil dasselbe Texturpräparat für alle drei Quantifizierungs - Ansätze verwendet wurde.

Folgende Methoden kamen zur Anwendung:

  1. Die Methode der berechneten Mineral Referenz Intensitäten nach Reynolds (1989). Bei dieser Methode werden die sensiblen Reflexe niedriger Ordnung (001) vermieden und auf Basalreflexe höherer Ordnung ausgewichen.
  2. Tributh (1991) empfahl eine Methode, bei der die Peakintensitäten (meist niedriger Ordnung) mit Korrekturfaktoren nach Gjems (1967) und Laves & Jähn (1972) korrigiert für die Quantifizierung verwendet werden.
  3. Weir et al. (1975) kontrahieren die quellbaren Tonminerale und berechnen sie aus der Differenz zu Illit.
Die Ergebnisse sind in Tab. 6 und Abb. 1 dargestellt.

Die Ergebnisse zeigen deutlich, daß mit der Auswahl der Quantifizierungsmethode ein starker Einfluss auf das Ergebnis zu erwarten ist. Die Übereinstimmung einiger Werte mit den Medianen (Tab. 5) ist sehr gut: z.B. Smektit nach Tributh und Weir, andere Daten zeigen deutliche Abweichungen: Smektit und Illit nach Reynolds.
 


 
Tab. 6 Tab. 6: Ton Hennersdorf < 2 µm, nach unterschiedlichen Methoden quantifiziert (Angaben in Masse%)
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Abb. 1 Abb. 1: Ergebnisse der Probe Hennersdorf < 2 µm, nach drei Standardmethoden ausgewertet
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3. Ausblick

Um weitere Vergleiche anstellen zu können, sollen in einer nächsten Phase die Ergebnisse und Erfahrungen des Methodenvergleichsversuches in einen Ringversuch mit genau definierten Rahmenbedingungen übergeleitet werden.

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Literatur

GJEMS, O. (1967): Studies on clay minerals and clay mineral formation in soil profiles in Scandinavia.- Medd. Norske Skoj. 81 (4), 301-415.

LAVES, D., JÄHN, G. (1972): Zur quantitativen röntgenographischen Bodenton Mineralanalyse. – Arch. Acker-u. Pflanzenbau u. Bodenkunde. Bd 16, H.10, 735-739.

MOORE, D. M., REYNOLDS, R. C. (1997): X-ray diffraction and the identification and analysis of clay minerals, 2nd edition. New York: Oxford Univ. Press. 378 S.

OTTNER, F., GIER, S., SCHWAIGHOFER, B. (1997): Vorläufige Ergebnisse eines Methodenvergleiches (Ringversuches) zur quantitativen Tonmineralanalyse. – In: WAGNER J.-F. [Hrsg.]: Quantitative Tonmineralanalyse, Beiträge zur Jahrestagung Trier. 45-51, Trier.

REYNOLDS, R. C. (1989): Principles and techniques of quantitative analysis of clay minerals by x-ray powder diffraction.- In Pevear, D.R., Mumpton, F.A. Quantitative Mineral Analysis of Clays, Vol 1, 4-37.

STÖRR, M. (1997): Auswertung von Ringanalysen (Korngrößenverteilung, chemische Analyse, Mineralanalyse) an keramischen Kaolinen und Tonen.- Int. Conf. On Raw Materials for the Silicate Ceramic Industries, Ransbach-Baumbach, Germany.

THOREZ, J. (1987): Final report on the evaluation of the extraction method and the qualitative identification of the clay composition of the selected sample.- Liege, Belgique.

TRIBUTH, H. (1989): Qualitative und “quantitative“ Bestimmung der Tonminerale in Bodentonen. - In: TRIBUTH, H., LAGALY, G. [Hrsg.] : Identifizierung und Charakterisierung von Tonmineralen, 37-85, Giessen.

WEIR, A. H., ORMEROD, E. C., EL MANSEY, I. M. I. (1975): Clay mineralogy of sediments of the Western Nile delta.- Clay Minerals 10: 369-386.

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