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        JAHRESTAGUNG DER DTTG 1998   3. - 5. September 1998, Greifswald  Berichte der DTTG e.V. - Band 6

 

Untersuchungen zur Cu-Zn-Pb Adsorption an Schichtsilikaten mit variierender externer Schichtladung mittels Röntgenphotoelektron-Spektroskopie (XPS)

W. D. Johns1 & S. Gier2
1 Dept. of Geological Sciences, University of Missouri, Columbia, MO, USA
2 Institut für Petrologie, Universität Wien, Althanstraße 14, A-1090 Wien




GLIEDERUNG
     Zusammenfassung      Ergebnisse
     Einleitung      Literatur
     Material und Methoden  

 
ABBILDUNGEN & TABELLEN
Abb. 1Abb. 1. Ionenpotential von Cs, Ba, Pb, Zn und Cu aufgetragen gegen das Verhältnis Zwischenschichtionen (ZI)/Metallionen der Minerale Muskovit und Margarit. Abb. 2Abb. 2. Cu/Pb-Sorption an den Mineralen Montmorillonit (Mont), Beidellit (Beid), Celadonit (Cel), Illit, Muskovit (Musk) und Margarit (Marg), aufgetragen  gegen die durch XPS ermittelte Oberflächenladung. Abb. 3Abb. 3. Cu/Zn-Sorption an den Mineralen Montmorillonit (Mont), Beidellit (Beid), Celadonit (Cel), Illit, Muskovit (Musk) und Margarit (Marg), aufgetragen gegen die durch XPS ermittelte Oberflächenladung.
Abb. 4Abb. 4. Pb-Adsorption (Atom-%) an den Mineralen Montmorillonit (Mont), Beidellit (Beid), Celadonit (Cel), Illit, Muskovit (Musk) und Margarit (Marg), aufgetragen  gegen die durch XPS ermittelte Oberflächenladung. Tab. 1Tab. 1.  Mittels XPS ermittelte Oberflächenladungen

 

Zusammenfassung

Röntgenphotoelektron-Spektroskopie (XPS) wurde zum Studium von Adsorptionen von Cu-, Zn- und Pb-Ionen an Oberflächen verschiedener, gut charakterisierter 2:1 Schichtsilikate verwendet. Die Eigenschaften der Ionen (Ladung, Ionenradius, Ionenpotential) wie auch die Schichtladungscharakteristika der Silikatoberflächen (Größe der Schichtladung und Herkunft der Ladung aus tetraedrischer oder oktaedrischer Substitution) sind Faktoren, die die Sorption selektiv beeinflussen.

Durch die Auswahl der Minerale Margarit, Muskovit, Celadonit, Illit, Montmorillonit und Beidellit für XPS-Untersuchungen war es möglich, diese Faktoren mit der Adsorption der Metallionen an den Tonmineralen in Zusammenhang zu bringen.

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Einleitung

Schichtsilikate sind durch ihren Bau ideale Objekte für röntenphotoelektronspektroskopische (XPS) Untersuchungen zur Ermittlung von Oberflächeneigenschaften. Die Adsorption von Kationen an Mineraloberflächen unter Verwendung von XPS wurde unter anderen von Koppelman & Dillard (1977), Adams & Evans (1979), Koppelman et al. (1980) und Davison et al. (1991) studiert.

Röntgenphotonen (E=hv), die auf die Schichtsilikatoberfläche treffen, erzeugen Photoelektronen im Kristall. Photoelektronen, die nahe der Oberfläche aktiviert werden, können den Kristall ohne Energieverlust verlassen; sie definieren die Eindringtiefe. Die Photoelektronen, die die Oberfläche verlassen, haben charak-teristische kinetische Energien (KE), gleich der Differenz zwischen hv und der Bindungsenergie BE; KE=hv-BE (Paterson & Swaffield 1994). Die Energieanalyse der Photoelektronen ergibt qualitative und quantitative Aussagen von Oberflächenatomen. Die Spektra werden normalerweise als Bindungsenergie gegen Peakintensität aufgetragen.

In einem ersten Untersuchungsgang (Johns & Gier, in review) an chemisch gut charakterisierten Schichtsilikaten (Margarit, Muskovit und Sericit) wurde versucht, mittels XPS Zusammensetzung und Schichtladung dieser Minerale zu bestimmen. Der Oberflächenbereich, in dem die Analyse stattfindet, konnte als 15 Å bestimmt werden.

Dadurch war es möglich, die Zwischenschicht- und Oberflächenionen an beiden Seiten der äußeren 2:1 Schicht und auch die damit zusammenhängenden Schichtladungen an den beiden Oberflächen dieser Schicht zu messen.

Zur Bestimmung der Schichtladungen wurde folgende Strategie angewendet: Die Oberflächenkationen wurden durch Ba2+ ersetzt, das ergibt für idealen Margarit ein Verhältnis Zwischenschichtkationen (Ca) zu Oberflächenkationen (Ba) von 2/1, für idealen Muskovit ein Verhältnis K/Ba von 4/1. Abweichungen von diesen Verhältnissen zeigen eine Asymmetrie der Schichtladung der äußersten Schicht.

Durch die Verwendung von Margarit, Muskovit und Sericit als Standards konnten die Oberflächenladungen einer Anzahl von Glimmer- und Illit-Proben sowie von mixed layer Illit/Smektit-Phasen mit XPS ermittelt werden (Tab. 1).

Ziel der vorliegenden Untersuchung war es, die äußeren Oberflächen der Schichtsilikate mit Cu, Zn, Pb und Ba-Ionen zu belegen und einen eventuellen Einfluß der Herkunft der Ladung (tetraedrischer oder oktaedrischer Ursprung) auf das Adsorptionsverhalten der Schichtsilikate zu erkennen. Auch sollte die selektive Aufnahme der Schwermetalle untersucht werden sowie die chemische Form (Ionen oder Hydroxy-Komplexe), in der sie vorliegen.
 


 
Tab. 1 Tab. 1: Mittels XPS ermittelte Oberflächenladungen
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Material & Methoden

Um die Ladungscharakteristika von Tonmineralen mit der Adsorption von Schwermetallen in Beziehung setzen zu können, wurden folgende Minerale mit unterschiedlicher Schichtladungsgröße und Herkunft der Ladungen (tetraedrischen oder oktaedrischen Ursprungs) für die XPS-Untersuchungen gewählt:
1) Na-Montmorillonit (SWy-2, Crook County, Wyoming, USA)
(Ca0.06 Na0.16 K0.03) [ Al1.50 Fe3+0.2 Mn0.01 Mg 0.27 Ti0.01 ] [ Si3.99 Al0.01 ] O10 (OH)2
Oktaedrische Ladung: -0.27, tetraedrische Ladung: -0.01, Zwischenschichtladung: -0.28, unausgeglichene Ladung: +0.03

2) Illit (IMt-2, Silver Hill, Montana, USA)
(Mg0.05 Ca0.03 K0.69) [ Al1.35 Fe3+0.38 Fe2+0.03 Mntr Mg0.21 Ti0.03 ] [Si3.38 Al0.62] O10 (OH)2
Oktaedrische Ladung: -0.22, tetraedrische Ladung: -0.62, Zwischenschichtladung: -0.84, unausgeglichene Ladung: 0.00

3) Beidellit (SBCa-1, California, USA)
(Mg0.15 Ca0.08 K0.08) [ Al1.91 Fe3+0.09 Mntr Ti0.03 ] [ Si3.40 Al0.60] O10 (OH)2
Oktaedrische Ladung: +0.06, tetraedrische Ladung: -0.60, Zwischenschichtladung: -0.54, unausgeglichene Ladung: 0.00

4) Celadonit (BM 1921,223; Brentonico, Verona, Italien)
K0.88 Ca0.01 (Al0.13 Fe3+0.95 Fe2+0.26 Mg0.64) Si4.01 O10 (OH)2
Oktaedrische Ladung: -0.96, tetraedrische Ladung: +0.04 Zwischenschichtladung: -0.90, unausgeglichene Ladung: 0.02

5) Muskovit (Quelle unbekannt) K0.82 Na0.08 (Al1.99 Fe3+0.02 Mg0.01) Si3.05 Al0.95) O10 (OH)2

6) Margarit (Pennsylvania, USA) Ca0.65 Na0.25 (Al1.92 Fe3+0.02 Mg0.02) (Si2.95 Al1.41) O10 (OH)2

Die Proben (mit Ausnahme von Muskovit und Margarit) wurden materialschonend zerkleinert, ultraschallbehandelt und die < 2 µm Fraktion durch Sedimen-tation separiert. In einer ersten Serie wurde die < 2 µm Fraktion mit 1M NaCl Lösung belegt, in einer zweiten Serie mit 1M CaCl2 Lösung, um einen eventuellen Einfluß der initialen Ionenbelegung auf die Schwermetalladsorption zu erkennen. Um den Einfluß der Eigenschaften der Metallionen (Ladung, Ionenradius, Ionenpotential) auf die Adsorption an Tonmineraloberflächen zu untersuchen, wurden die Proben mit Ba-, Cu-, Zn-, Pb-Ionen und einer 1:1 Cu-Zn Mischung belegt. Die Proben wurden zwei Mal mit 0.1M Lösungen von BaCl2, CuCl2, ZnCl2, Cu+Zn (1:1) and Pb(NO3)2 versetzt, anschließend fünf Mal mit destilliertem Wasser gewaschen bis das Chloridion nicht mehr durch den AgNO3 Test nachgewiesen werden konnte. Die Tonsuspensionen wurden auf Silberfolie pipettiert (grade 1 silver foil, Fläche 10 x 10 mm2, Dicke 0.1 mm). XPS-Spektra wurden mit einem Spektrometer mit einer MgKa / AlKa - Zwillingsanode (1253.6 eV / 1486.6 eV) erhalten, in einem Vakuum von 1.1x10-9 Torr, Beschleunigungsspannung 15 kV, Röntgenquelle 300 W. Für die Analyse wurde zunächst die Stelle mit den höchsten Si-Signalen bestimmt, die tatsächlich analysierte Fläche war 1.5 x 2.5 mm2. Zur Quantifizierung wurden die Spektren Untergrund korrigiert und die Peakflächen mittels curve fitting (IGOR PRO 2.04, wavemetrics) bestimmt. Die Peakflächen wurden mit ihren atomic sensitivity factors (ASF) korrigiert (Muilenberg 1979) und die Atomprozente berechnet.

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Ergebnisse

In Abb. 1 ist das Ionenpotential von Cs, Ba, Pb, Zn und Cu gegen das Verhältnis Zwischenschichtionen (ZI) zu Metallionen der Minerale Margarit und Muskovit aufgetragen. Das Zwischenschichtionen/Ba - Verhältnis für Muskovit 4/1 und für Margarit 2/1 zeigt, daß eine symmetrische Ladungsverteilung für diese beiden Glimmer vorliegt, und sie völlig mit zweiwertigen Ba-Ionen gesättigt sind. Pb benimmt sich wie zweiwertiges Ba bei der Sorption an Margarit und Muskovit. Cu und Zn wirken in beiden Fällen als einwertige Ionen. Die Zwischenschichtkation/Metallionen-Verhältnisse sind niedrig, das bedeutet, daß doppelt so viele Cu und Zn-Ionen ausgetauscht wurden, die wahrscheinlich in Form von Cu(OH)+ - und Zn(OH)+ -Ionen vorliegen. Das Vorliegen von Cu(II) in Form von Cu(OH)+ wurde auch von Koppelman & Dillard (1977) nach dem Studium von Cu(II) und Ni(II) Sorptionen an den Tonmineralen Illit, Kaolinit und Chlorit beschrieben. In den Abb. 2 und 3 sind Cu/Pb und Cu/Zn gegen die durch XPS ermittelten Oberflächenladungen der verschiedenen Minerale aufgetragen. Cu/Pb und Cu/Zn variieren systematisch mit äußerer Schichtladung in dieser Serie. Je höher die Schichtladung wird, desto selektiver ist der Austauschprozeß für Cu gegenüber Pb oder Zn. Geringere Schichtladungen resultieren in geringer Selektivität. Abb. 4 zeigt die Pb-Adsorption in Atom-% an dieser Mineralserie. Die Sorption ist eher von einer Ladungsherkunft aus tetraedrischer als aus oktaedrischer Substitution abhängig.
 


 
Abb. 1 Abb. 1: Ionenpotential von Cs, Ba, Pb, Zn und Cu aufgetragen gegen das Verhältnis Zwischenschichtionen (ZI)/Metallionen der Minerale Muskovit und Margarit.
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Abb. 2 Abb. 2: Cu/Pb-Sorption an den Mineralen Montmorillonit (Mont), Beidellit (Beid), Celadonit (Cel), Illit, Muskovit (Musk) und Margarit (Marg), aufgetragen gegen die durch XPS ermittelte Oberflächenladung.
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Abb. 3 Abb. 3: Cu/Zn-Sorption an den Mineralen Montmorillonit (Mont), Beidellit (Beid), Celadonit (Cel), Illit, Muskovit (Musk) und Margarit (Marg), aufgetragen gegen die durch XPS ermittelte Oberflächenladung.
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Abb. 4 Abb. 4: Pb-Adsorption (Atom-%) an den Mineralen Montmorillonit (Mont), Beidellit (Beid), Celadonit (Cel), Illit, Muskovit (Musk) und Margarit (Marg), aufgetragen gegen die durch XPS ermittelte Oberflächenladung.
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Literatur

ADAMS, J. M., EVANS, S. (1979): Exchange and selective surface uptake of cations by layered silicates using x-ray photoelectron spectroscopy (XPS).- Clays and Clay Miner 27, 248-252.

DAVISON, N., McWHINNIE, W. R., HOOPER, A. (1991): X-ray photoelectron spectroscopic study of cobalt(II) and nickel(II) sorbed on hectorite and montmorillonite.- Clays and Clay Miner 39, 22-27.

JOHNS, W. D., GIER, S.: X-ray photoelectron spectroscopic study of layer charge magnitude in micas and illite/smectite clays (in review).

KOPPELMAN, M. H., DILLARD, J. G. (1977): A study of the adsorption of Ni(II) and Cu(II) by clay minerals.- Clays and Clay Miner 25, 457-462.

KOPPELMAN, M. H., EMERSON, A. B., DILLARD, J. G. (1980): Adsorbed Cr(III) on chlorite, illite and kaolinite: an x-ray photoelectron spectroscopic study.- Clays and Clay Miner 28, 119-124.

MUILENBERG (ed.). (1979). Handbook of x-ray photoelectron spectroscopy, Perkin Elmer Cooper.

PATERSON, E., SWAFFIELD, R. (1994): X-ray photoelektron spectroscopy.- In: WILSON, M. J.: Clay Mineralogy: Spectroscopic and chemical determinative methods.- p 226-259. Chapman and Hall, London.

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