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        JAHRESTAGUNG DER DTTG 1998   3. - 5. September 1998, Greifswald  Berichte der DTTG e.V. - Band 6

 

Flugasche-Zeolithe als Sorptionsmedium in reaktiven Ton-Barrieren

K. Czurda & T. Weiss
Lehrstuhl für Angewandte Geologie, Universität Karlsruhe (TH), Kaiserstr. 12, 76128 Karlsruhe








GLIEDERUNG
Zusammenfassung 4. Flugaschen Zeolithe
Summary 5. Zeolithsysteme aus Flugaschen
1. Das "funnel and gate"-Konzept 6. FAZ in Injektionsschleiern und Injektionssäulen
2. Das Prinzip der Elektrokinetik Literatur
3. Die absorbierenden Barriere Komponenten  

 
 
 
ABBILDUNGEN
Abb. 1Abb. 1. “Funnel and Gate” - Konzept mit elektroosmotisch verstärkter Kontaminationswanderung und Konzentrierung einer mit FAZ optimierten reaktiven Barriere Abb. 2Abb. 2. REM-Aufnahmen der Flugaschen:GKM; 1000-fache Vergrößerung Abb. 3Abb. 3. Röntgendiffraktogramme der Flugaschen (kristalline Bestandteile: A=Anhydrit,C=Hydrophyllit, H=Hämatit, L=gebrannter Kalk (Lime), M=Mullit, Ma=Magnetit, Q=Quarz)
Abb. 4Abb. 4. Porenverteilung der unbehandelten Flugaschen Abb. 6Abb. 6.  Zeolith-X, kubische Kristallisate; 4-m NaOH, 70 d, 60°C, Flugasche GKM,  13 000 fache Vergrößerung Abb. 7Abb. 7. Zeolith Na-P, tetragonal, stengelige Aggregate in Zwillingsverwachsung; 2-m NaOH, 70d, 120°C, Flugasche GKM; 13 000 fache Vergrößerung
Abb. 5Abb. 5. Röntgendiffraktogramme der Flugaschen nach einer Aktivierungszeit von 12 Wochen mit 2,0 molarer NaOH-Lösung bei 60°C

 

Zusammenfassung

Das "funnel and gate" Konzept als Methode der in situ Grundwassersanierung sieht vor, den kontaminierten Grundwasserstrom mit Hilfe von Dichtwänden trichterförmig einzuengen und auf eine Barriere - das "gate" - hin zu fokussieren. Der Erfolg dieser Methode steht und fällt mit dem Funktionieren der Sorptions- bzw. Molekularsiebwirkung der reaktiven Barriere. Diese besteht nach dem hier vorgestellten Konzept aus einer Sand-Bentonit-Zeolith Mischung. Die Zeolithe werden aus Steinkohle-Flugasche, d.h. Asche aus der Steinkohleverbrennung in kalorischen Kraftwerken, durch einen hydrothermalen Prozess gewonnen. In Abhängigkeit von der Molarität der NaOH-Laugen, der Temperatur, der Reaktions-zeit und der Zusammensetzung der Flugasche entstehen unterschiedliche Zeolith-Phasen. Die Flugasche besteht im Wesentlichen aus Alumosilikatgläsern, Mullit und Quarz. An Zeolithen entstehen bevorzugt die Phasen Na-P und X. Sie unterscheiden sich durch unterschiedliche Kanal- und Käfigdimensionen und somit verschieden wirksamen Molekularsiebeffekten.

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Summary

In situ chemically reactive barriers or in situ treatment zones are permeable zones emplaced within the aquifer which react with contaminants as contaminated groundwater flows through the zone. This treatment technology can be applied in funnel and gate systems where the plume is forced by slurry trench walls, diaphragm walls etc. to focus and to pass through a permeable gate with added sorptive particles. In the study on hand fly ash zeolites (FAZ) are the main reactive constituent of cement/bentonite slurries for grouted screens or FAZ geo-textile casings or geosynthetic FAZ liners. The FAZ component is aimed to improve retention or at least retardation properties of the sorptive zone or sorptive geotextile element especially for nonpolar organic molecules and of course heavy metals. The engineered zeolites as tectosilicates show different dimensions of their channels and cages forming the crystal lattice. They act as molecular sieves. Fly ash zeolites are transformation products from hydrothermal treatment processes of hard coal fly ash by NaOH solutions. The main constituents of fly ash are aluminosilicate glass, mullite and quartz. The zeolite synthesis is controlled by temperature, reaction time, solution molarity, SiO2/Al2O3 ratios and eventual pressure as variable parameters. Fly ashes from different combustion processes and coal of different geological origin treated by different hydrothermal procedures finally end up in different zeolite phases. The process of hydraulic flow through the reactive zone or wall can be enforced by applying electrokinetics to move contaminants in soil pore water into treatment zones where the contaminants can be captured or decomposed. The major feature of the technology proposed in this study are: electrodes energised by direct current, which causes water and soluble contaminants to move into or through the treatment zone, and treat-ment zones containing reagents that de-com-pose or adsorb the soluble organic contaminants or adsorb contaminants for immobilisation or subsequent removal or disposal.

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1. Das „funnel and gate“ - Konzept

Das “funnel and gate” - Konzept ist ein Methodenansatz zur in situ Sanierung kontaminierter Grundwässer. Dabei wird der Grundwasserstrom trichterförmig eingeengt und auf eine reaktive Zone hin fokussiert. Diese Zone, das “gate”, hat die wesentliche Aufgabe zu erfüllen, die Kontamination zurückzuhalten ohne als hydraulische Barriere einen Rückstau zu bewirken. Die reaktive Barriere hat eine Permeabilität gleich dem Aquifer aufzuweisen. Der Trichter wird bautechnisch als Spund-, Schmal- oder Schlitzwand ausgeführt. Die reaktive Barriere ist jener Teil des Systems, der je nach zu erwartender Grundwasserkontamination aufgebaut wird. Die sorbierende oder als Molekularsieb wirkende Komponente der Barrierenmaterialmischung ist nach dem heutigen Stand der Technik Bentonit oder Aktivkohle. In der vorliegenden Arbeit werden Flugasche-Zeolithe (FAZ) unterschiedlicher Gitterdimensionen vorgeschlagen. Sie sollen als Sand-Bentonit-FAZ-Mischung eingesetzt werden. Der Sandanteil ist die Matrix für die Ton- und Zeolithbeimischungen. Aus Gründen der Rheologie - im Falle der Anwendung als Injektionsmasse - und der hydraulischen Durchlässigkeit wird das Barrierenmaterial aus überwiegend nichtbindigen Kornfraktionen zusammengesezt (Czurda 1998). Die reaktive Barriere wird als injizierte Zone, in Form von mindestens doppelreihig angeordneten Injektions-säulen oder als FAZ-Zeolith-Matte ausgebildet. Ein Mehrfachbarrierensystem ist denkbar. Auch verspricht eine elektrokinetische Verstärkung der Kontaminationsverfrachtung und Konzentrierung in der reaktiven Barriere nach-haltige Wirkung (Abb. 1). Die FAZ-Zeolith-Matte ist im Handel noch nicht erhältlich.

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Abb. 1 Abb. 1: “Funnel and Gate” - Konzept mit elektroosmotisch verstärkter Kontaminationswanderung und Konzentrierung einer mit FAZ optimierten reaktiven Barriere. 
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2. Das Prinzip der Elektrokinetik

Der Terminus “Elektrokinetik” fasst alle jene Prozesse zusammen, welche elektrische Energie in kinetische Energie umwandeln. Auf diese Weise findet zum Beispiel ein elektrisch induzierter Transport von Kontaminanten wie z.B. Schwermetallen aber auch von organischen Molekülen statt. Innerhalb des Zweiphasensystems (Boden und Porenwasser) müssen drei Transportmechanismen unterschieden werden: Das Vorhandensein einer diffusen Doppelschicht von Tonmineralen ist für die Elektroosmose - dem einzig erfolgversprechenden Prozess bei der in situ Dekontamination von Tonen und Tonlinsen - eine grundsätzliche Voraussetzung. In Böden mit geringer Durchlässigkeit kann nur die Elektroosmose Wasser zusammen mit gelösten Ionen transportieren. Der Prozess läuft jedenfalls schneller ab als mit Hilfe hydraulischer Methoden. Elektroosmotische Prozesse laufen nur dann ab, wenn die Stärke des elektrischen Feldes parallel der Tonoberfläche die elektrostatische Anziehung in Richtung negativ geladener Tonoberläche übertrifft. Diese Beziehung resultiert in einer ionenoberflächenparallelen Scherfläche, welche die statisch gebundene Ionenoberfläche vom Ionenstrom innerhalb des elektrischen Feldes trennt (Probstein 1994). In dieser Scherfläche existiert ein elektrokinetisches Potential, das sogenannte zeta-Potential. Weigl (1977) definiert das zeta-Potential als direkt in der Grenzfläche Stern-Schicht/diffuse Schicht lokalisiert.

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Abb. 2 Abb. 2: REM-Aufnahmen der Flugaschen:GKM; 1000-fache Vergrößerung. 
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3. Die adsorbierenden Barriere Komponenten

Seit das funnel and gate-System entwickelt und zumindest in Testfeldern gebaut wurde - d.h. erst seit wenigen Jahren - und schon früher, seit die Einkapselungstechnik für Altlasten und Deponien angewendet wird, sind hoch adsorbierende und chemisch reagierende Materialien als Additive in den üblichen Bentonit/Zement-Suspensionen in Verwendung. Als Sorbentien für permeable reaktive Barrieren stehen derzeit in labormäßiger- und Testfeld Erprobung, werden aber z.T. bereits praktisch eingesetzt: Letztere wurden in der vorliegenden Studie im Labor hergestellt und auf ihre Sorptionseigenschaften getestet.

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4. Flugasche - Zeolithe

4.1 Flugasche-Charakteristik
Bisherige Arbeiten belegen (Czurda & Knecht 1998), daß bevorzugt Aschen aus der Steinkohleverbrennung zur Synthese von Zeolithen geeignet sind. Trockenfeuerungsverfahren und Wirbelschichtfeuerungsverfahren lassen unterschiedliche Flugaschen entstehen, abhängig von der Feuerungstemperatur. Während noch in den 50-er Jahren die Schmelzkammerfeuerrung mit Verbrennungstemperaturen zwischen 1600°C und 1700°C dominierten, wird heute die gemahlene Kohle mittels der Trockenfeuerung bei 1000°C bis 1200°C und nach dem Wirbelschichtverfahren zwischen 800°C und 900°C verfeuert. Bei der Trockenfeuerung wird die Kohle über einen Luftstrom in den Feuerungsraum eingeblasen und bei der Wirbelschichttechnologie wird ein Bettmaterial aus Quarzsand und Asche durch die Verbrennungsluft fluidisiert. Das gesamte Bettmaterial wird mit dem Rauchgas ausgetragen. In nachgeschalteten Abscheidern wird das Bettmaterial von der Flugasche getrennt. Das Erscheinungsbild von Flugaschen aus Trockenfeuerungsverfahren wird charakterisiert durch kugelförmige Partikel unterschiedlicher Größe, die während der Verbrennung der Kohle aus den Tonmineralen entstehen. Je höher die Verbrennungstemperatur war, desto glatter ist die Oberfläche der Partikel, da kaum kristalline Anteile in den Stäuben zu finden sind. Die einzelnen Partikel können innen sowohl hohl als auch ausgefüllt sein. Angerauhte Oberflächen sprechen meist für Beläge aus Eisenoxiden oder Sulfaten. Siehe Abb. 2 (Flugasche GKM).

Dominierende Bestandteile der Flugasche sind SiO2 - und Al2O3-Verbindungen, gefolgt von Fe2O3. Der Rest setzt sich aus Mn-, K-, Ca- Mg- Na-Oxiden etc. zusammen. Flugaschen aus der Steinkohleverbrennung sind somit Alumosilikate, die als amorphe Glasphasen und kristallisiertem Mullit und Quarz vorliegen. Die amorphe Phase - als kugelige Komponenten charakteristisch ausgebildet - ist mittels der Röntendiffraktometrie qualitativ nachweisbar, d.h. erkennbar an der Anhebung der Basislinie im Bereich zwischen 15° und 40° Beugungswinkel 2 theta. Die amorphe Phase ist etwa gleich der Summe aus SiO2 + Al2O3+ Fe2O3, wenn man die geringe Quarz-, Mullit- und evtl. Hämatit-Anteile unberücksichtigt läßt. In der nachfolgenden Abb. 3 sind exemplarisch die Röntgendiffraktogramme der Flugaschen SWP, HKV und GKM dargestellt. Der Anstieg der Basislinie ist für die beiden Aschetypen aus der Trockenfeuerung, GKM und HKV, deutlich sichtbar, nicht jedoch bei der Asche SWP aus dem Wirbelschichtverfahren. Bei letzterem Flugaschetyp sind nur geringe Anteile an amorphen Alumosilikaten nachzuweisen, auch fehlt der Mullit, doch sind hohe Anhydrit-Anteile charakteristisch. Mullit entsteht erst bei Temperaturen um 1000°C. Neben dem Anhydrit (CaSO4) dominieren andere Calciumverbindungen wie gebrannter Kalk (CaO) und Hydrophyllit (CaCl2). Diese Calciumverbindungen entstehen bei der Verbrennung während des Entschwefelungsprozesses durch die Zugabe von Kalk. Die Bestimmung der äußeren spezifischen Oberflächen der unbehandelten Flugaschen erfolgte mittels Stickstoffadsorption. Die Oberflächenwerte der untersuchten Flugaschen aus Deutschland ergaben: 0,64 m²/g für GKM, 1,1 m²/g für HKV und 19,6 m²/g für SWP. Der hohe Wert der Flugasche SWP wird durch die unregelmäßige Oberfläche, die Porosität der Partikel und den Tonmineralan-teil verursacht. Die Poren der SWP Flugasche liegen sowohl im Meso als auch im Makroporenbereich. Siehe Abb. 4.

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Abb. 3 Abb. 3: Röntgendiffraktogramme der Flugaschen (kristalline Bestandteile: A=Anhydrit,C=Hydrophyllit, H=Hämatit, L=gebrannter Kalk (Lime), M=Mullit, Ma=Magnetit, Q=Quarz). 
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Abb. 4 Abb. 4: Porenverteilung der unbehandelten Flugaschen 
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4.2 Zeolithe, Aufbau und Genese
4.2.1 Aufbau
Zeolithe sind Alumosilikate mit einer netzwerkartigen Skelettstruktur, bei der die Hohlräume mit Ionen und Wassermolekülen gefüllt sind. Zeolithe sind mit 50 natürlich vorkommenden und derzeit 120 synthetischen Modifikationen die größte Gruppe unter den Silikaten. Mineralogisch gehören sie zu den Tektosilikaten, deren primäre Baueinheiten aus TO4-Tetraedern bestehen, die im Idealfall über alle vier Ecken miteinander verbunden sind. Jedes O-Atom gehört somit zwei Tetraedern an. In natürlichen Zeolithen ist das Zentralkation (T) meist Silizium oder Aluminium. Die allgemeine chemische Formel von Zeolithen kann wie folgt beschrieben werden:
(M)x (D)Y [Al(x +2y)+ 2y Sin-(x+2y) O2n] × m H2O
Bei natürlichen Zeolithen sind M und D Alkali- oder Erdalkaliionen. Innerhalb des Tetraeders kommt es nur in wenigen Fällen zum Ionenaustausch. Durch isomorphe Substitutionen von Si4+ durch Al3+ kommt es zu negativen Ladungen im Netzwerk. Diese werden durch den Einbau von ein- oder zweiwertigen Kationen in den Hohlräumen des Netzwerkes kompensiert. Gotthardi & Alberti (1985) unterteilen die Zeolithe nach dem Al-Gehalt der Tetraeder in basische (Al-Gehalt 50-37,5%), intermediäre (Al-Gehalt 37,5 - 25%) und saure Zeolithe (Al-Gehalt < 25%). Die Vernetzung der Tetraeder erfolgt in komplexer räumlicher Anordnung, so daß diverse dreidimensionale Netzwerke unterschiedlicher Maschenweite entstehen. Die Dichte der Mineralgruppe liegt daher zwischen 2,0 und 2,4 g/cm³. Durch die negativ geladene Struktur und die durch die Vernetzung der sekundären Baueinheiten entstehenden Hohlräume sind Zeolithe vielseitig in der Industrie als Molekularsiebe einsetzbar.
4.2.2 Genese
Die Varianz der chemischen Zusammensetzung und des Aufbaus von natürlichen Zeolithen wird durch die unterschiedliche Genese verursacht. Sie kommen zum einen als Adern und in Klufthohlräumen von Gesteinen vor, sind zum anderen aber auch gesteinsbildend.

Zeolithe bilden sich generell bei Reaktionen von zirkulierenden Wässern mit festen Silikaten und Alumosilikaten. Ausgangsmaterialien können vulkanische Gläser, Feldspäte, Tonmineralrelikte, Quarze und Nepheline sein. Durch Reaktionen zwischen früh gebildeten Zeolithen und dem Porenwasser kann es zu weiteren Umwandlungen in stabilere Phasen kommen. Die chemische Zusammensetzung des Ausgangsmaterials spiegelt sich in den entstandenen Mineralen wieder. Zeolithe, die aus Basalten entstanden sind, haben einen niedrigeren Siliziumgehalt als Zeolithe aus rhyolitischen Tuffen.

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5. Zeolithsynthese aus Flugaschen

5.1 Zeolithisierung
Die Zeolithkristallisation aus amorphen Flugaschepartikeln verläuft in drei Stufen. Zu Beginn bilden sich instabile Keime, dann daraus stabile Kerne und schließlich durch Anlagerung von weiteren Ionenkomplexen größere Zeolithkristalle. Die Vorgänge bei der Aktivierung von Flugaschen durch die Zugabe einer NaOH-Lösung sind analog. Natriumhydroxid ist ein starker Elektrolyt, der na-hezu vollständig dissoziiert vorliegt. Die Hydroxidionen, die aus der Dissoziation der Base und des Wassers stammen, rufen sowohl Lösungserscheinungen, als auch Poly- und Depolymerisationsprozesse der Flugaschepartikel hervor. Der Aufbruch der Glasstrukturen erfolgt ab pH-Werten < 13. Die Löslichkeit des amorphen Materials steigt mit zunehmender Temperatur.

Je größer die Konzentration der Hydroxidionen ist, desto besser löslich sind die Ausgangssubstanzen und desto schneller findet die Bildung von Polymeren und damit die Kernbildung statt.

Allerdings wirkt sich die Erhöhung der Alkalität negativ auf das Größenwachstum der Zeolithkristalle aus (Zhdanov 1971). Zudem wird die Verteilung der Silizium- und Aluminiumplätze in den Tetraedern von der Konzentration der OH--Ionen bestimmt. Je höher die Konzentration ist, desto höher ist die Ordnung in der Verteilung der Zentralkationen innerhalb der Tetraeder. Dies wirkt sich auf die Verknüpfung der Tetraeder und damit auf das Kristallsystem des entstehenden Zeolithtypes aus.

Auch die an der Reaktion beteiligten Kationen, die später in die Hohlräume der Zeolithe eingebaut werden, haben strukturweisende Wirkung (Barrer 1982). Sie stammen meist aus der Dissoziation der Base (Flanigan 1973). Die früh kristallisierten Zeolithmodifikationen werden während der hydrothermalen Behandlung durch spät kristallisierte Modifikationen abgelöst. Dieser Vorgang wird von der OSTWALD´schen Theorie der sukzessiven Umwandlung bestätigt. Diese besagt, daß bei allen Reaktionen das stabilste Stadium nie auf Anhieb erreicht wird, sondern über eine Abfolge intermediärer und weniger stabiler Phasen führt (z.B. amorph => Zeolith X => Zeolith Na-P) (Aiello et al. 1971). Ist die Anlagerungsrate auf der Oberfläche der kristallisierten Partikel größer als die Auflösungsrate des amorphen Materials, verlangsamt sich die Wachstums- und damit auch die Kristallisationsrate (Katovic et al. 1989). In vielen Fällen (z.B. Zeolith Na-P, Phillipsit, Hydrosodalith) kann die Bildungsrate der Zeolithe durch die Veränderung der Parameter Zeit, Temperatur und Konzentration optimiert werden. Lange Reaktionszeiten können beispielsweise durch die Erhöhung der Temperatur und/oder der Konzentration der Lösung verkürzt werden. Es gibt jedoch auch Zeolithe wie Faujasit, die generell nur bei kurzen Reaktionszeiten entstehen.

5.2 Phasenneubildung
Der Entwicklungsverlauf der Zeolithisierung, der zu den dargestellten Endstadien des Versuchs führte, zeigte kleine Unterschiede innerhalb der beiden Flugaschen aus den Trockenfeuerungsverfahren. Nach 2-wöchiger Aktivierung zeigte die Flugasche HKV eine deutliche Dominanz der neugebildeten Zeolith X-Phase. Dem gegenüber sind die Zeolithe der Na-P-Reihe kaum ausgebildet. Erst nach 6-wöchiger Behandlung nimmt der Zeolith-P-Anteil zu. Die Entwicklung dokumentiert die höhere Wachstumsrate von synthetischem Faujasit im Gegensatz zu Zeolith Na-P. Abb. 5 zeigt die Röntgendiffraktogramme nach 12-wöchiger Behandlung, 2 m NaOH, bei 60 °C. In den Flugaschen GKM und HKV haben sich Zeolith X (synthetischer Faujasit) und Zeolith Na-P neu gebildet. Während des Zeolithisierungsprozesses der Flugasche GKM ist nach 14 Tagen ebenfalls die Bildung von synthetischem Faujasit nachweisbar. Im Gegensatz zur Flugasche HKV ist jedoch bereits nach 14 Tagen auch deutlich die Entstehung von Zeolith Na-P erkennbar. Die schnelle Entstehung von Zeolith Na-P kann durch das unterschiedliche Silizium/Aluminium-Verhältnis der Proben erklärt werden. Das errechnete Silizium/Aluminium-Verhältnis sagt nichts darüber aus, wie die SiO2- und Al2O3-Verbindungen in den Proben vorliegen. Um sich an dem Zeolithisierungsprozeß beteiligen zu können, dürfen die Verbindungen nicht in kristalliner Form, zum Beispiel als Quarz oder Mullit vorliegen. Sie müssen der amorphen Phase zugehörig sein. Durch Langzeitversuche kann die zeitabhängige Zeolithbildung unter veränderten Temperatur- und Konzentrationsbedingungen nachgewiesen werden.

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Abb. 5 Abb. 5: Röntgendiffraktogramme der Flugaschen nach einer Aktivierungszeit von 12 Wochen mit 2,0 molarer NaOH-Lösung bei 60°C. 
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Zusammenfassend können mehrere Trends aufgezeigt werden:

Abb. 6 und 7 zeigen REM-Aufnahmen von neu gebildeten Zeolithen. Zeolith-X und Zeolith Na-P aus der Flugasche GKM.

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Abb. 6 Abb. 6: Zeolith-X, kubische Kristallisate; 4-m NaOH, 70 d, 60°C, Flugasche GKM, 13 000 fache Vergrößerung.
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Abb. 7 Abb. 7: Zeolith Na-P, tetragonal, stengelige Aggregate in Zwillingsverwachsung; 2-m NaOH, 70d, 120°C, Flugasche GKM; 13 000 fache Vergrößerung.
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6. FAZ in Injektionsschleiern oder Injektionssäulen

Injektionsschleier können nach dem “funnel and gate”-Konzept als “gates”, somit als sorbierende Zone, ausgebildet werden oder als Injektionszone im Abstrom der Kontaminationsfahne mit entsprechender Dimensionierung ohne speziell konstruierten Trichter. In jedem Fall ist der Injektionsschleier eine reaktive Barriere. Die Reaktivität ist in zweierlei Hinsicht zu sehen. Zum einen als Sorptionsmedium, zum andern als Zone mit Zeolithneubildungen aus Flugasche in eingestelltem alkalischen Milieu der injizierten Zone.

So wie bei den Dichtwandmassen können die maßgeblichen sorptiven Additive aus Flugaschen in situ gebildet werden indem entweder unbehandelte Flug-aschen zusammen mit einer Lauge, oder zusammen mit Wasserglas und Härter, oder als bereits aktivierte zeolithisierte Flugaschen in die Injektionssuspension eingegeben werden. Die Suspensionen haben eine von den üblichen Portlandzement-Bentonit-Mischungen abweichende Zusammensetzung. Zementierende bzw. puzzolanische Reaktionen sollen weitestgehend vermieden werden. Der Kalkanteil muß daher stark herabgesetzt werden. Nicht die Verfestigung durch CSH-Phasen oder Puzzolane ist das Ziel der Maßnahme sondern die Bildung von Zeolithen als sorbierende Additive ohne wesentliche Herabsetzung der hydraulischen Durchlässigkeit. Ein abdichtender Schirm würde den Grundwasserstrom unerwünscht ablenken.

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Literatur

AIELLO, R., BARRER, R. M., KERR, I. S. (1971): Stages of Zeolite Growth from Alkaline Media. - In: Flanigan, E.M. & Sand, L.B. (Eds.): Molecular Sieve Zeolites I.- Advances in Chemistry Series 101, Am. Chem. Soc., 44-50.

BARRER, R. M. (1982): Hydrothermal Chemistry of Zeolites. - 360 S.; London (Academic Press).

CZURDA, K. (1998): Reactive Walls with Fly Ash Zeolites as Surface Active Components.- In: Proceedings, 11th Int.-Clay Conference, Ottawa. In press.

CZURDA, K., KNECHT, J. (1998): Flugasche - Zeolithe (FAZ) als Molekularsieb-Additive zu Dichtwandmassen und Injektionssuspensionen.- In: Schriftenreihe Angewandte Geologie Karlsruhe, 50.

FLANIGAN, E. M. (1973): A Review and New Perspectives in Zeolite Crystallization.- In: Meier, W.M. & Uytterhoeven, J.B. (Eds.): Molecular Sieves III.- Advances in Chemistry Series 103, Am. Chem. Soc., 119-139

GOTTARDI, G., ALBERTI, A. (1985): The Tetrahedral Framework of Natural Zeolites: Silicon-Aluminum Distribution. - In: Kalló, D. & Sherry, H.S. (Eds.): Occurrence, Properties and Utilization of Natural Zeolites, 223-243, (Akademiai Kiado´).

KATOVIC, A., SÚBOTIC, B., SMIT, I., DESPOTOVIC, L. A., CURIC, M. (1989): Role of Gel Aging in Zeolite Crystallization. - In: Occelli, M.L. & Robson (Eds.): Zeolite Synthesis.- ACS Symposium Series 398, Am. Chem. Soc.,124-139.

PROBSTEIN, R. F. (1994): Physicochemical Hydrodynamics - An Introduction. 2nd ed., 400 S.; New York (Wiley & Sons).

UPMEIER, M. (1996): Optimierung mineralischer Deponieabdichtungen durch natürliche Zeolithe und Aktivkohle. - Schriftenreihe Angew. Geol. 42, 162 S. WEIGL, J. (1977): Elektrokinetische Grenzflächenvorgänge. - 196 S.; Weinheim (Verlag Chemie).

ZHDANOV, S. P. (1971): Some Problems of Zeolits Crystallization. - In: Gould, R.F. (Ed.): Molecular Sieve Zeolites-I.- Advances in Chemistry Series 101, 20-43

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